Nur wer hört, kann begreifen

14.8.2023

Spielende Kinder während der Hörtherapie nach Dr. A. Tomatis

Einleitung in das Thema

Oftmals werden akustische Signale im Gehirn nicht richtig weiterverarbeitet. Hier kann eine auditive Wahrnehmungsstörung zugrunde liegen.

Im Zusammenhang mit Lern- und Verhaltensproblemen trifft man immer wieder auch auf den Begriff ,,Auditive Wahrnehmungsstörung".

Frage: Was ist darunter zu verstehen?

Eine gut ausgereifte und sichere Hörwahrnehmung ist die Voraussetzung für gutes Lernen, ein gutes Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration. Hören ist die Basis für das Sprechen. Nur, was wir gut hören und verstehen, können wir selbst in Sprache umsetzen.

Deswegen beeinflusst die Qualität des Hörens entscheidend unsere Kommunikation und unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Außerdem wird über das Ohr unser Gleichgewicht gesteuert und damit unser Körper- und Raumgefühl, unsere Eigenwahrnehmung. Gutes Hören schafft Lust, Informationen von außen aufzunehmen und mit sich selbst in Einklang zu kommen.

Wenn man über Hörstörungen spricht, unterscheidet man zwischen peripheren Hörstörungen, die die Verarbeitung von akustischen Reizen im äußeren, Mittel- und Innenohr betreffen, und zentralen Hörstörungen, die die Weiterverarbeitung der akustischen Signale im Gehirn betreffen. Mit dem Begriff auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) sind zentrale Hörstörungen gemeint, die auftreten können, ohne dass im Ohr eine Störung vorliegt. Sie werden häufig übersehen, mit anderen Lern- oder Verhaltensstörungen verwechselt oder wenig beachtet, da ein normaler Hörtest dabei durchaus unauffällig sein kann.

Diagnose von AVWS

Zwar hat man sich noch nicht auf eine allgemeine Definition oder einen Standard zur Diagnose AVWS geeinigt, eine AVWS betrifft aber z.B. folgende Bereiche:

  • Diskrimination, d.h. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen auditiven Reizen erkennen (z.B. g-k);
  • Speicherung, d.h. sich Gehörtes merken
  • Selektion, d.h. bedeutungsvolle Informationen von Hintergrundgeräuschen unterscheiden, filtern können
  • Lokalisation, d.h. Richtung und Entfernung von Gehörtem feststellen
  • auditive Aufmerksamkeit, d.h. auditive Reize bewusst wahrnehmen
  • Analyse- und Synthese, d.h. Wörter in Laute zerlegen bzw. Laute zu Wörtern zusammensetzen, eine wichtige Voraussetzung für das Lesen und Schreiben
  • Ergänzung, d.h. auditive Fragmente zu sinnvollen Informationen vervollständigen können.

Als Folge von solcherlei Hörproblemen können Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung, beim Sprechen selbst, in der Kommunikationsfähigkeit, beim Lesen und Schreiben, der Aufmerksamkeit und Konzentration, aber auch im sozialen und emotionalen Verhalten auftreten. Deshalb sollte man, um wirksam helfen zu können, bei den genannten Lern- und Verhaltensschwierigkeiten immer auch überprüfen, ob sich dahinter evtl. ein Problem der auditiven Wahrnehmung verbirgt.

Hilfe finden Menschen mit AVWS z.B. durch Änderung der raumakustischen Bedingungen, durch spezielles Spiel- und Übungsmaterial, durch bewusstes Einsetzen von Kompensationsstrategien wie zusätzliche visuelle Lern- und Merkhilfen oder geeignete therapeutische Begleitung wie z.B. eine Hörtherapie nach Dr. Alfred Tomatis.